Die Freisinger Domglocken zählen zu den bedeutendsten historischen Geläuten Süddeutschlands. Acht der elf Glocken sind aus der Renaissancezeit erhalten. Sie wurden nach einem Turmbrand im Jahr 1563 gestiftet. Das historische Geläut überstand fast unbeschädigt die Glockenzerstörungen der Säkularisation und der beiden Weltkriege. 

Korbiniansglocke (Bild: Andreas Dziewior)

Zur Tausendjahrfeier der Ankunft des Bistumspatrons und ersten Freisinger Bischofs Korbinian in Freising 1724 stiftete Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern die große Korbiniansglocke. Sie ist mit rund 5200 kg die größte der elf Domglocken. Das Material entstammt türkischer Kanonen von der Belagerung Belgrads 1688; der Kurfürst hatte sie erbeutet. Sie hängt als einzige Glocke im Südturm des Domes, während die übrigen zehn anderen Domglocken im Nordturm hängen. Als Festtagsglocke wird sie nur zu besonderen kirchlichen oder anderen festlichen Anlässen geläutet. Sie bildet als Grundglocke mit ihrem Schlagton g0 das tragende Fundament des gesamten Domgeläutes und ist eine der tontiefsten und schwersten Zinnbronze-Glocken des Erzbistums München und Freising.

Seit Oktober 2007 sind die seit 1955 verliehenen zwei Glocken von 1563/64 (Alexanderglocke/Dreierin und Justinusglocke/Zweierin) auf den Nordturm in einen erneuerten hölzernen Glockenstuhl zurückgekehrt. Sie hingen bis zum Sommer 2007 in anderen Freisinger Kirchtürmen, denen der Wieskirche (Justinusglocke) und der Pallottinerkirche (Alexanderglocke).

Friedrich Kardinal Wetter weihte am 13. Oktober 2007 die beiden neuen Domglocken Benedikt von Nursia (a1) und Otto von Freising (c2) (Glockengießerei Rudolf Perner, Passau) - sie schließen die Klanglücken und ermöglichen klanglich sinnvolle Läutemotive.

Seit November 2007 ist das größte und komplett erhaltene Renaissancegeläut der Welt aus einer Gießerhand wiedervereint. Alle Glocken erhielten Eichenholzjoche, die Klöppel wurden mit Weicheisenkugeln ausgestattet, ein neuer Glockenstuhl aus über 10 Kubikmetern bestem Eichenholz ersetzt die alte Stahlkonstruktion von 1957, die Klangabstrahlung (Schallläden) und die Glockenstube wurden baulich optimiert.

Von den elf Glocken befindet sich nur die Korbiniansglocke im Südturm, alle anderen Glocken sind im Nordturm untergebracht. In der Tabelle sehen Sie die Namen, das Gussjahr und die Tonhöhe der einzelnen Glocken:

Korbiniansglocke (Festtagsglocke)1724g0
Sigismundglocke (Stürmerin)1563

c1

Marien- oder Frauenglocke1563es1
Kreuzglocke (Sechserin)1563e1
Lantpertglocke (Fünferin)1563g1
Nonnosusglocke (Viererin)1563g1
Benediktglocke2007a1
Alexanderglocke (Dreierin)1563b1
Ottoglocke2007c2
Justinusglocke (Zweierin)1563d2
Friedensglocke (Einserin)1583e2